Gemeindeschutzgebiet
Ein Gemeindeschutzgebiet - Was ist das?
Gemeindeschutzgebiete bilden ein Mosaik aus kleinen "Ökozellen" - zum Wohle von Mensch und Natur. Ausgewählte Flächen stehen als Rückzugsgebiete für selten gewordene Pflanzen- und Tierarten zu Verfügung. In der Gemeinde Hornstein konnten zwei besonders schöne Wiesen unter Schutz gestellt werden: der Schlossberg und der ehemalige Steinbruch Weißenlaimgrube. Interessierte Naturliebhaber und Erholungssuchende sind eingeladen, diese Flächen zu besuchen und auf Entdeckungsreise zu gehen!
Gemeindeschutzgebiete - ein Gewinn für Mensch und Natur!
Grünräume in den Gemeinden sorgen für mehr Lebensqualität - bei uns Menschen, aber auch bei Flora und Fauna, die auf diesen Flächen noch mehr Lebensraum finden. Denn in unserer modernen Landschaft ist Grund und Boden ein wertvolles Gut geworden, welches überall effizient genutzt werden muss - sei es als landwirtschaftliche Nutzfläche, als Bauland oder für den Verkehr. Während es vor einigen Jahrzehnten noch zahlreiche offene, unbebaute Lücken gab, die der Natur als Rückzugsgebiete zur Verfügung standen, werden solche Inseln heute immer seltener. So entstand die Idee, landesweit "Gemeindeschutzgebiete" zu errichten. Diese kleinräumigen Schutzgebiete bilden ein Mosaik aus kleinen "Ökozellen" - Wohle von Mensch und Natur.
In den vergangenen Jahren haben sich im Burgenland zahlreiche Gemeinden an diesem DEADER-Projekt beteiligt. Ein großer Zugewinn für das Netzwerk der Gemeindeschutzgebiete! Auch der Naturschutzbund Burgenland unterstützt dies vielerorts mit fachlicher Beratung und bei der praktischen Umsetzung.
Die Marktgemeinde Hornstein hat nun ebenfalls zwei Flächen nominiert, die zu Recht bereits als kleine Naturjuwele bekannt sind:
- Im ehemaligen Steinbruch "Weißenlaim" wächst heute ein wervoller Trockenrasen, der sich über die Jahre nach der Stilllegung bilden konnte. Kuhschellen und Orchideen blühen hier in bunter vielfalt.
- Der "Schlossberg" - ebenfalls ein Trockenrasenbiotop - sticht vor allem durch das Vorkommen geschützter Schmetterlingsarten und deren Futterpflanzen hervor. Manche Tagfalter-Arten sind so selten geworden, dass es sie tatsächlich nur mehr auf ganz wenigen Wiesen im Burgenland gibt. Der Schlossberg ist eine davon!
Gemeindeschutzgebiete sollen aber keinesfalls "Naturschutz unter dem Glasstutz" sein. Es sind Schutzflächen von und für die Gemeinden und ihre Bewohner. Daher ist es immer auch ein zentraler Aspekt des Projektes, die Bevölkerung mit einzubinden. Ein schöner Ansatz dazu sind die geplanten Exkursionen und Projekttage in der Volksschule. Auf jeden Fall sind interessierte Naturliebhaber und Erholungssuchende eingeladen, die Flächen zu besuchen und auf Entdeckungreise zu gehen. Im Zuge des Projekts werden Pulte aufgestellt, auf denen man Wissenswertes rund um die Lebensräume und die vorkommenden Arten nachlesen kann.
Folgende Maßnahmen wurden im Zuge des Projektes gesetzt:
- Projektmanagement, Koordinierung und laufende Dokumentation
- Erzielung von Gemeindeschutzgebiet-Widmungen für die ausgewählten Flächen
- Umsetzung und Betreuung von notwendigen Revitalisierungsmaßnahmen: Rückschnitt von Neophyten, gezielte Mahd und Gehölzrückschnitt
- Öffentlichkeitsarbeit und PR: Präsentation auf der Gemeinde-Website, Erstellung und Druck eines Info-Folders und Schautafeln, Erstellung von Pressetexten, Bewusstseinsbildung in lokalen Schulen
Halbtrockenrasen
Trocken- und Halbtrockenrasen gehören zu den schönsten und artenreichsten Wiesenlebensräumen des Landes. Trockenheit und Nährstoffarmut sind die wesentlichen Faktoren, die diese besonderen Biotope prägen. Im Gegensatz zu gedüngten "Hochleistungswiesen", die oft für die menschliche Nutzung kultiviert werden und auf denen nur wenige, schnellwachsende Arten vorkommen, können hier die unterschiedlichsten Gräser und Kräuter ihren Konkurrenzvorteil ausspielen.
Zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten gibt es auf diesen Wiesen zu entdecken. Um sie zu erhalten, ist regelmäßige Pflege notwendig. Denn nur eine wiederkehrende Mahd oder Beweidung verhindern, dass die Wiese nach und nach verbuscht und schließlich zu einer Waldfläche wird.
Botanische Raritäten und ihre Besucher
Zu den besonders auffälligen und schönen Pflanzen der Hornsteiner Wiesen gehört die "kleine Hundswurz", eine Orchideenart, die auch unter dem Namen "kleines Knabenkraut" bekannt ist. Auch der "Große Küchen- oder Kuhschelle" ist eine gefährdete Seltenheit, die im Gemeindeschutzgebiet Hornstein noch zu finden ist.
Die vielfältigen Kräuter locken Blütenbesucher an und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen und Schmetterlinge, z.B. für den Fetthennenbläuling. Aber auch die imposanten und gefährdeten Gottesanbeterinnen kann man mit etwas Glück entdecken. Zauneidechsen und Smaragdeidechsen wärem sich an sonnigen Plätzen.


Wussten Sie?
- der Name "Küchenschelle" wird nicht nur wegen der Glockenform abgeleitet, sondern möglicherweise auch vom Wort "Kükenschale", da die Samen an den Flaum eines Kükens erinnern.
- Der so genannte "Salepschleim", gewonnen aus den Knollen des Knabenkrautes, wurde früher bei verschiedenen Leiden wie z.B. Durchfall oder Atemwegserkrankungen in der Kinderheilpflege eingesetzt.
- Die "große Fetthenne" nannte man zuweilen auch "Donnerkraut". Früher wurde ihr im Aberglauben die Macht zugeteilt, Blitz und Donner abzuwehren.
- Im Burgenland bestehen mehr als 30 Gemeindeschutzgebiete. Sie leisten einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.
- Die Raupen des Bläulings werden von Ameisen "gemolken" und bewacht.
- Smaragdeidechsen können ihren Schwanz abwerfen, wenn sie in Gefahr sind. Dieser kann sich noch bis zu 20 Minuten bewegen und lenkt so Feinde ab.
- Erwachsene Gottesanbeterinnen überleben den Winter nicht. Nur die Eigelege überstehen die Kälte. Wenn die winzigen Jungtiere im Frühling schlüpfen, ernähren sie sich zunächst von Blattläusen.
