Ur- und Frühgeschichte

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Flachbeil

Funde von neolithischen Gefäßresten und Werkzeugen erweisen die Anwesenheit des Menschen bereits in der Jungsteinzeit, vor etwa vier bis sieben Jahrtausenden. Um 1930 wurde ein 5 cm großes Flachbeil aus poliertem Grünstein auf dem Gemeindegebiet von Hornstein an der Straße nach Müllendorf gefunden. Es dürfte als eine Art Stemmstein oder Schabstein verwendet worden sein, da sich an der Schneide deutliche Gebrauchsspuren befinden.

 

Aus dem Mittelneolithikum stammt der Rest eines Tüllenlöffels, der in Leithanähe gefunden wurde. Er hat einen Durchmesser von 5 Zentimeter und war ein gebräuchliches Küchengerät der damaligen Kultur.

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Webgewichte

In der Sandgrube Schober wurde bei Baggerarbeiten 1987 eine urnenfelderzeitliche Siedlung angegraben. Dabei wurden in 4 Gruben 1 Frauenskelett mit Grabbeigaben wie Webgewichten, keramischen Gefäßscherben sowie Tierknochen, Kupfergusskuchen und Hüttenlehmbrocken gefunden. Das Frauenskelett weist Bissspuren von Hunden oder Wölfen auf und wurde nicht in einem Gräberfeld, sondern praktisch in einer Abfallgrube der Siedlung bestattet. Ausschlaggebend dafür könnte sein, dass die Frau entweder eine Ortsfremde oder eine religiös Andersdenkende war.
 

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Netzsenker

Ein 8 Zentimeter langer Netzsenker wurde in Leithanähe gefunden, was besagt, dass damals der Fluss bedeutend mehr Wasser führte und die Menschen dieser Zeit auch von Fischfang lebten.

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Gefäßscherben

Eine hallstattzeitliche Siedlung, deren Umfang noch nicht erforscht ist, wurde 1955 östlich des Schlossbergs gegenüber dem Goldberg bei bodenkundlichen Untersuchungen angeschnitten.  

 

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Schlacke

Unter anderem wurden Topfscherben und Schmiedeschlacken gefunden, wie sie für Siedlungen aus dieser Zeit typisch sind.

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Lanzenspitze

Aus der auf die Hallstattkultur (750-500 v. Chr.) folgenden jüngeren Eisenzeit liegt noch kein geschlossener Fundverband vor, doch lassen einzelne Streufunde aus der La Téne-Kultur, wie eine Lanzenspitze bei der Bandfabrik und Keramikscherben in den Rieden Podwornitza und Grbitza, eine Siedlungskontinuität von der illyrischen Hallstatt- über die keltische La Téne- bis in die Römerzeit annehmen. 

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Boierin

In den letzten Jahrzehnten vor der römischen Eroberung war unser Gebiet von keltischen Stämmen, wahrscheinlich den Boiern, besiedelt. Diese Pannonier führten ein kümmerliches Leben, da sie weder guten Boden noch günstiges Klima hatten, auch kein Öl und  keinen Wein, da den größten Teil des Jahres grimmigste Kälte herrschte. Gerste und Hirse waren gleichzeitig ihre Speise und ihr Trank. Allerdings wurden sie als tapfer, jähzornig und mordsüchtig beschrieben. 1984 wurde an der Neufelder Kreuzung der Oberteil eines keltischen Grabsteins aus Kalksandstein entdeckt, der in einer halbrunden Nische das Brustbild einer Boierin in einheimischer keltischer Tracht mit Pelzhut zeigt. Dieser Grabsteintorso wurde zwei Jahrhunderte später als Seitenwand eines spätrömischen Grabes verwendet.

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Topf

Zwar wurde in Hornstein noch keine planmäßige archäologische Untersuchung durchgeführt, doch weist eine Fülle von Funden darauf hin, dass sich auch hier ein solcher Gutshof, oder sogar eine größere Siedlung befand. Schon im vorigen Jahrhundert sollen auf den Hartläckern römerzeitliche Gräber gefunden worden sein. Als Streufund liegt ein Denar des Alexander Severus vor. Eine Römersiedlung wird vermutet. 
1934 konnte beim Patthyschen Steinbruch in der Ried Galgen-Hartl ein frührömerzeitliches Brandgrab (Urne mit Leichenbrand eines erwachsenen Menschen und Bruchstücke von Bronzegeschirr) geborgen werden. 

 

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Urne mit Leichenbrand

Weitere zerstörte Brandgräber wurden 1939 in den Mekotaäckern neben römerzeitlichen Oberflächenfunden entdeckt. Auch dies lässt auf das Vorhandensein einer Siedlung, oder zumindest einer villa rustica (Gutshof) schließen, da auch viele Mauersteine und Dachziegel gefunden wurden.

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Trassen Römerstraße

Die Römerstraße durch Pannonien bestand aus mehreren Trassen. Eine dieser Trassen, die von Ödenburg nach Wien oder Baden führte, dürfte auch über Hornstein gegangen sein.

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Markomannen-Lanze Steinbrunn

Im Jahre 166 brachen überraschend die germanischen Stämme der Markomannen und Quaden über die Donaugrenze durch. Der Feind überrannte die Donaubefestigungen und zog sengend und brennend gegen den Süden. Die Zivilbevölkerung vergrub rasch ihre wertvolle Habe und versuchte, irgendwie zu überleben. Vielen gelang dies jedoch nicht, und ihre vergrabenen Schätze geben uns heute Zeugnis von ihrem Leben und ihrer Kultur. In einem anderthalb Jahrzehnte dauernden Ringen gelang es endlich Kaiser Marc Aurel, die Germanen zu schlagen. Wohl hatte damit Rom entscheidend gesiegt und es begann friedliche Aufbauarbeit, doch der Blutverlust und die Verarmung der Bevölkerung blieben durch die ganze zweite Hälfte der römischen Periode, das dritte und vierte nachchristliche Jahrhundert, fühlbar. 

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Licinius I. (308-324)

Auch die Siedlung von Hornstein dürfte nach den Verwüstungen der Markomannenkriege wieder aufgebaut worden sein, wie der Fund eines Grabes in der Ried Podwornitza im Jahr 1945 beweist. Es handelt sich hier um einen Steinsarg mit Skelett, Gefäßbeigaben und einer Bronzemünze (LICINIUS der Ältere, 4. Jahrhundert) aus Kalksandsteinplatten mit zerschnittenen Reliefs, die zwei Gestalten darstellen. Das Gebiet von Hornstein dürfte daher bis zur Völkerwanderung, die in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts begann, bewohnt gewesen sein.
 

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Münzen Steinbrunn

Zu dieser Zeit begannen die germanischen und slawischen Völkerschaften Mittel- und Osteuropas, teils aus ihren Wohnsitzen verdrängt, teils von Wander- und Abenteuerlust getrieben, unter dem gewaltigen Impuls des eigenen Lebensdrangs in das Römerreich einzufallen. Die Grenzgebiete an der Donau waren den Einfällen der unruhigen Nachbarn hilflos preisgegeben. Krieg, Not und Elend zogen wieder ins Land. Während der nun folgenden Jahrhunderte der Völkerwanderung und des Frühmittelalters, als unser Landstrich in den Herrschaftsbereich rasch wechselnder Völkerschaften geriet, liegt das Schicksal des Hornsteiner Gebietes im Dunkeln.

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jugendliches Skelett

Der Fund eines wahrscheinlich frühslawischen jugendlichen Skelettes auf den Mekotaäckern deutet auf das rege Kommen und Gehen verschiedenster Stämme zur Zeit der Völkerwanderung hin.

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Verschlussbalkenstück eines Spangenhelms

An der Hottergrenze zu Steinbrunn wurde 2013 ein Stück eines Spangenhelms aus der Langobardenzeit gefunden, der byzantinische Verzierungen trägt. Es darf also eine Langobardensiedlung angenommen werden.

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Awarische Grabbeigaben

Allerdings befanden sich auch damals in der näheren Umgebung unseres Heimatdorfes bedeutende Niederlassungen verschiedener Völker. So wurde nördlich von Steinbrunn ein größeres langobardisches Gräberfeld ausgegraben, und bei Leithaprodersdorf wurde ein gewaltiger Friedhof der Awaren, jenes ural-altaischen Reitervolkes, das im 7. Jahrhundert unseren Raum beherrschte, entdeckt.
 

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Brosche und Nadelspitze

Auch auf Hornsteiner Hotter wurden bei Kabelgrabarbeiten einige Fundstücke wie diese Brosche und Nadel aus der Römerzeit in einem Awarengrab gesichert. Es ist anzunehmen, dass die Awaren zumindest in der Nähe einer früheren römischen Siedlung lebten.

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Karolinger Funde Sieggraben

Nach der Abwanderung der Langobarden nach Italien, der Besitznahme durch die Awaren und deren schließlicher Unterwerfung durch die fränkische Karolingerdynastie Ende des 8. Jahrhunderts wurde unser Gebiet in das karolingische Universalreich einbezogen. Die nun einsetzende fränkisch-bayrische Kolonisation und die christliche Missionierung durch die Bistümer Passau und Salzburg gaben dem Land neues und entscheidendes Gepräge und ihre Früchte überdauerten auch den Magyarensturm im 10. Jahrhundert.
 

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römische und mittelalterliche Scherben

Auf den Mekotaäckern wurden frühmittelalterliche Fundstücke, vermischt mit römischen Scherben gefunden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass eine römische villa rustica auch im Mittelalter als Heimstätte weiter verwendet wurde.

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Fund aus Magyarenzeit

Die vernichtende Niederlage der Magyaren 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg zwang diese zum Rückzug auf die Pannonische Tiefebene und zur Sicherung ihres eigenen Territoriums. Die besonders gefährdete Westgrenze Ungarns schützte man durch eine Verhaulinie, die sogenannte "Gyepü"-Linie. Diese war ein breiter Verteidigungsgürtel aus unwegsamen Wäldern und Sümpfen, der an seinen wenigen Durchzugsstraßen durch Befestigungen gesichert war. In seinem Vorfeld, der "Gyepüelv", schoben sich verstreut Grenzwächtersiedlungen zur Beobachtung und Verteidigung bis an die Leitha vor. Diese Grenzwächter oder "speculatores", wie sie die zeitgenössischen Quellen nennen, bewachten Schanzbefestigungen im heutigen Wimpassing und Leithaprodersdorf. Wie verschiedene Indizien zumindest für das 13. Jahrhundert hindeuten, dürfte es auch in Hornstein einen Stützpunkt gegeben haben. Doch fehlt darüber jede schriftliche Nachricht.

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Scherben mit Dornpfeilspitze

Der Fund frühmittelalterlicher Scherben, vermischt mit römischen Fundstücken lässt darauf schließen, dass der bestehende Wachtturm auf der Schanz nicht erst im Mittelalter neu errichtet wurde, sondern wahrscheinlich - villeicht schon zur Grenzwächterzeit - auf römischen Mauerfragmenten aufgebaut wurde.

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