Erster Weltkrieg

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Politprominenz

Im Sommer 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Als in den letzten Julitagen die allgemeine Mobilmachung verkündet wurde und die Männer mitten in den Erntearbeiten zu den Fahnen gerufen wurden, war wie in allen übrigen Teilen der großen Habsburger-Monarchie auch in Hornstein die Kriegsbegeisterung allgemein. Voll Zuversicht, dass der Krieg spätestens im Herbst mit einem Sieg Österreich-Ungarns enden werde, zog man zu seinen Regimentern. Die Hornsteiner dienten meist bei den K.u.k. Infanterie-Regimentern Nr. 76 und Nr. 83 sowie bei den Honvéd Infanterie-Regimentern Nr. 13 und Nr. 18.

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Hermann Fischer

Bald verflog aber die Siegeseuphorie – die Niederlagen der k. u. k. Truppen häuften sich, immer mehr Soldaten fielen im Kampf oder gerieten in Kriegsgefangenschaft. Mit dem Eintritt der USA in den Krieg wandte sich das Blatt völlig und die Niederlage wurde zum Greifen nah. 

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Schmuggler

In der Heimat traten immer größere Schwierigkeiten in der Versorgung ein. Als deshalb die Preise unentwegt stiegen, mussten schon im Dezember 1914 Höchstpreise für Getreide und Mehl, bald auch für Kartoffeln festgelegt werden. Im April 1915 gab man Brot- und Mehlkarten aus, 1916 wurden Milch, Kaffee, Zucker, Fett, Kartoffeln, Kleider, Schuhe und Rauchwaren bewirtschaftet. Da diese Maßnahmen aber immer erst dann erfolgten, wenn die Vorräte fast erschöpft waren, hatten sie keine vorsorgende Wirkung. Besonders in den Städten Österreichs war die Lebensmittelknappheit groß, während die agrarisch bestimmte ungarische Reichshälfte noch Vorräte besaß. Diesen Umstand ausnutzend, entstand in Hornstein, das ja an der österreichisch- ungarischen Grenze lag, ein neues recht zweifelhaftes Gewerbe: der Schmuggel. Trotzdem die Gendarmerie- und Zollposten verstärkt wurden, und sich die Behörden bemühten, durch Kontrollen der landwirtschaftlichen Produktion dieses Unwesen einzudämmen, erreichte der Schmuggel ein derartiges Ausmaß, dass - wie ein zeitgenössischer Bericht schreibt - viele sogar ihre Arbeit vernachlässigten und nur vom Schmuggel lebten.

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Glockenabnahme

1917 wurde in der Schule ein Lazarett eingerichtet und der Unterricht eingestellt. Auch die Zivilbevölkerung wurde immer mehr in die Kriegsmaschinerie eingegliedert. Um Wiener Neustadt war eine riesige Rüstungsindustrie aus dem Boden geschossen, die mehrere hunderttausend Arbeiter beschäftigte. Auch aus Hornstein wurden Arbeitskräfte, auch Frauen und Mädchen, hierher verpflichtet, und als am 17. Juli 1917 das große Munitionsdepot von Großmittel in die Luft flog und weite Teile des Steinfeldes in eine Kraterlandschaft verwandelte, hatte auch Hornstein mehrere Opfer zu beklagen. 
Je länger der Krieg andauerte, umso drückender wurde der Mangel an verschiedenen Konsumgütern und umso größer der Druck der Zwangsbewirtschaftung und Ablieferung landwirtschaftlicher Produkte. Alle entbehrlichen Metallwaren mussten abgeliefert werden, so im Herbst 1916 auch in Hornstein die Kirchenglocken. Nur das kleine Zügenglöcklein aus 1535 wurde teils wegen seines historischen Wertes, teils wegen seines geringen Metallwertes in der Pfarrkirche belassen.
In der Sitzung der Gemeinderepräsentanz vom 2.1.1918 wurde bei einem Abgang von 17.000 Kronen die Schließung von Schule und Kindergarten bis März wegen Brennstoffmangels beschlossen.
In Hornstein grassierte der Typhus. 
In der Sitzung vom 6.4.1918 wurden, um arbeitsfähige Frauen zur Arbeit anzuhalten, Kinder unter 3 Jahren unter die Obhut alter arbeitsunfähiger Frauen gegeben - Faule und Arbeitsscheue sollten angezeigt werden. Bürgermeister war Mátyás Bauer, Gemeinderäte waren großteils Honoratioren wie Pfarrer János Thüringer, Otto Marold, József Strauss, später Dezsö Patthy; Notär war György Eördögh. Die Protokollsprache war bis 1919 Ungarisch.

 

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Minenwerfer

Der Krieg brachte auch noch andere Veränderungen für das Hornsteiner Dorfleben: Im Leithagebirge, im Raum des Minibachgrabens, entstand ein Versuchs- und Ausbildungslager für Minenwerfer, eine Waffe, die erst im Ersten Weltkrieg entwickelt wurde. Im Minibachgraben wurden ausgedehnte militärische Anlagen, die sogar eine eigene Feldbahn besaßen, aufgebaut, und nördlich der Bandfabrik (heute Wienerstraße und Leithaweg) ein großes Barackenlager errichtet. Hier waren Soldaten aus allen Teilen der Österreich-Ungarischen Monarchie und auch aus den Armeen der beiden verbündeten Staaten Bulgarien und Türkei zur Ausbildung. Bei einem Explosionsunglück im Jahre 1916 kamen hier drei türkische Soldaten ums Leben; als Mohammedaner wurden sie in einem Grab außerhalb des Dorffriedhofes bestattet. Bald wurden vom Militär auch Teile des Meierhofs und des Esterházyschen Verwaltungsgebäudes okkupiert. 
Im Sommer 1918 begann sich der Krieg seinem Ende zu nähern, die Kräfte Österreich-Ungarns waren erschöpft. Noch hielten die Fronten, doch in vielen Teilen der Monarchie begannen immer häufiger Streiks, Demonstrationen und Meutereien. Auch im Militärlager von Hornstein kam es im August 1918 zur Meuterei. Eine tschechische Truppe verweigerte den Befehl, an die Front abzurücken. Eine rasch aus Kadetten der Ödenburger Militäroberrealschule und aus Angehörigen verschiedener Ersatzkörper und Genesungskompanien zusammengewürfelte Truppe musste herangeführt werden, und ihr gelang es nach kurzem Feuerwechsel, die Revolte niederzuschlagen. Mehrere der Rädelsführer wurden standrechtlich erschossen.

 

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Heldentafel

Bereits am 24. November 1918 wurde in einer großen Volksversammlung auf der "Gmajna" vor allem von den Sozialdemokraten die Angliederung Westungarns an Österreich gefordert. In der Sitzung vom 20.12.1918 wurde ein Ansuchen an das Innenministerium um Errichtung eines Gendarmeriepostens gestellt, da die Gemeinde die Bürgerwache nicht mehr finanzieren konnte. Zwei Monate später brach die Donaumonarchie zusammen, der Krieg war zu Ende. Hornstein hatte eine traurige Bilanz von 112 Gefallenen und 23 Vermissten zu verzeichnen. Als in den letzten Oktobertagen der Erste Weltkrieg zu Ende ging, löste sich auch das Hornsteiner Militärlager auf. Die Soldaten zogen sang- und klanglos in ihre Heimat, nicht ohne vorher die übrig gebliebenen Vorratslager zu plündern. Kaum hatten sie jedoch das Lager verlassen, als sich verschiedene Elemente der Dorfbevölkerung der zurückgelassenen und herumliegenden Waffen bemächtigten und das Plünderungswerk fortsetzten. Als es im Militärlager nichts mehr zu holen gab, setzten sie ihr Werk im Dorfe fort, räumten den Esterházyschen Meierhof aus, plünderten die Geschäfte zweier jüdischer Kaufleute und raubten im Pfarrhof. Der Gendarmerieposten von Hornstein, der dieses Treiben verhindern wollte, wurde nach kurzem Feuergefecht von der Übermacht vertrieben. Auch der Dorfnotär Georg Eördögh, sozusagen Symbol der alten Staatsmacht, musste fliehen, seine Wohnung und das Gemeindeamt wurden verwüstet.  Die Staatsgewalt war fast überall zusammengebrochen, und in vielen Orten spielten sich ähnliche Szenen ab wie in Hornstein. Um ein Chaos zu verhindern wurde von Ödenburg angeordnet, zum Schutz von Ruhe und Ordnung in den einzelnen Orten des Komitats "Nationalgarden", eine Art Bürgermiliz, aufzustellen. Auch in Hornstein geschah dies, doch hatte es wenig Erfolg, da sich aus der wachsenden Zahl der Heimkehrer. die zu Hause Hunger und Arbeitslosigkeit vorfand, jene Gruppen vermehrten, die von Schleichhandel, Wilderei, ja von Gewalttaten lebten. Viele Angehörige der Hornsteiner Nationalgarde machten mit diesen "grünen Kadern" gemeinsame Sache. Am 5. Dezember 1918 wurde jedoch diesen Zuständen ein Ende bereitet. In Ödenburg wurde eine Spezialtruppe von etwa 150 Mann aus Gendarmerie und Soldaten zusammengestellt und diese in der Nacht mit einem Sonderzug herangebracht. Die Truppe wurde auf freier Strecke beim Hartlwald ausgeladen und besetzte in den frühen Morgenstunden das Dorf. Bei der nun folgenden Säuberung wurden 60 Gewehre, 40 Handgranaten, große Mengen Munition und viel geraubtes Gut sichergestellt; die vermutlichen Angehörigen des "grünen Kaders" wurden verhaftet und nach Ödenburg gebracht.

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